„Last Minute“Mit einem kinetischen Notfallprojekt konnten wir die Premiere der Oper Carmen in der Deutsche Oper Berlin retten. Ein Defekt in der Sprinkleranlage hat Teile der Deutsche Oper Berlin in der Nacht des 24. Dezember innerhalb weniger Minuten unter Wasser gesetzt. Neben 300 Scheinwerfern war auch die komplette Untermaschinerie betroffen.

Daher konnte die hauseigene Theater-Drehscheibe nicht in der vorgesehenen Art und Weise eingesetzt werden. Mit Lüftern und Entfeuchtern wurde Schadensbegrenzung betrieben. Die Aufführungen an den folgenden Weihnachtsfeiertagen mussten dennoch abgesagt werden, sogar der Ticket-Verkauf wurde bis auf weiteres gestoppt. Für die Premiere der Oper Carmen am 20. Januar musste eine Lösung her. Die Untermaschinerie, speziell die Drehscheibe hat in Carmen eine dramaturgisch äußerst wichtige Aufgabe. Sie bewegt über 100 Personen, die als Chor auf einer Treppenkonstruktion auftreten. Es musste eine außergewöhnliche und vor allen Dingen extrem schnelle Lösung her. Wir lieferten binnen zehn Werktagen (von der ersten Besichtigung bis zur Premiere) eine reibungslos funktionierende Lösung, welche die Premiere von Carmen im wahrsten Sinne des Wortes rettete.

Unter der Federführung von Peter Roth-Lipkow und Volker Teske entstand eine kinetische Sonderlösung aus acht Reibrad-Antriebseinheiten, welche an die bauseits vorhandene über 6 Meter hohe und 18 Tonnen schwere Treppenkulisse montiert wurden.
Um die konkreten Anforderungen der aus der Rotation resultierenden Kräfte definieren zu können, ermittelten Roth und Teske in einem Test mittels Kranwaage die tatsächlich benötigte Zugkraft von 2 x 3,25 kN und dimensionierten die Antriebseinheiten entsprechend. Diese bestehen aus jeweils einem Montagerahmen, einer Hubmechanik, dem Reibradantrieb und der dazugehörigen Leistungselektronik.

Da die Reibradeinheiten aus baulichen Gründen nicht wie üblich radial angeordnet werden konnten, eine möglichst einfache Bedienung gefragt war und die Anordnung der acht Antriebe auf der ca. 175m² großen Fläche den Anforderung an die Zerlegbarkeit gerecht werden musste, erfolgte eine individuelle steuerungstechnische Konfiguration der Motoren. Trotz der ungewöhnlichen Umstände gelang es uns, pünktlich zur Generalprobe, ein funktionierendes System zu übergeben, das eine erfolgreiche Premiere ermöglichte und trotz des enormen Zeitdrucks alle sicherheitsrelevanten Standards einhielt.